Ein Beitrag von Andreas Vogel in der MAZ vom 23.06.2023.
Das Deutsche Hilfswerk fördert das Vorhaben mit 300.000 Euro –
Aktionstag des Hospizvereins auf dem Schulplatz
Am einstigen Fruchthof an der Wittstocker Allee in Neuruppin kann bis Ende 2024 ein Palliativzentrum mit zwölf Wohnungen sowie acht Plätzen für eine Kurzzeitpflege entstehen. „Wir warten täglich auf die Baugenehmigung des Landkreises“, sagte am Mittwoch Stephan Michelis von der Prignitz- Ruppiner Hospizgesellschaft. Die Gesellschaft betreibt sowohl das Neuruppiner Hospiz, das es seit 2001 gibt und seit 2004 zwölf Plätze im Haus Wegwarte in der Nähe der Neuruppiner Uniklinik anbietet, als auch das Hospiz in der Elbestadt Wittenberge. Dieses war vor zwei Jahren eröffnet worden und verfügt über zehn Plätze für die Begleitung von Sterbenden.
Laut Michelis könnten die Arbeiten für das neue Hospizprojekt, das wohl bundesweit bisher einmalig ist und in der Fontanestadt palliatives Wohnen für pflegebedürftige Menschen anbieten wird, im Herbst beginnen, so dass ein Betrieb ab 2025 möglich sei. Die Hospizgesellschaft rechnet mit Kosten von etwa fünf Millionen Euro für das Projekt, wobei allein 3,7 Millionen Euro auf den geplanten Neubau entfallen. Knapp eine Million Euro kommen nach derzeitiger Schätzung für das Sanieren des einstigen Fruchthofes samt der fünf Eiskeller hinzu. Den Klinkerbau hatte der Ritterguts- und Brauereibesitzer Wilhelm Schönberg zu Eibenfeld 1878 errichten lassen.
Das Gebäude, das in den 1930er Jahren als Sturmlokal der Neuruppiner SA galt, steht seit einigen Jahren unter Denkmalschutz.
Klar ist, dass das Millionenprojekt vom Deutschen Hilfswerk mit Geld vom Losverkauf für die Fernsehlotterie unterstützt wird. „Wir erhalten die Höchstförderung von
300.000 Euro. Das haben wir schon schwarz auf weiß“, sagte Michelis.
In Brandenburg gibt es laut dem Hospiz- und Palliativverband derzeit nicht ausreichend Hospizplätze. Kurzfristige Aufnahmen seien nur in den seltensten Fällen möglich, sagte Juliane Schößler vom Neuruppiner Hospiz Haus Wegwarte. Der Ruppiner Hospizverein beteiligte sich am Mittwoch mit einem
Aktionstag auf dem Neuruppiner Schulplatz an der Brandenburger Hospizwoche, die stets im Juni stattfindet. Erstmals nutzte der Verein dabei den zentralen Platz in der Neuruppiner Innenstadt.
Das lag auch an den guten Kontakten und dem Engagement von Sandra Behl (42). Die Neuruppiner Restaurantfachfrau leitet seit fünf Jahren das Café Schröders in der
Bilderbogenpassage und hat vor zwei Jahren eine Trauergruppe für Eltern ins Leben gerufen, deren Kind gestorben ist. Behl hat ihren Sohn vor zweieinhalb Jahren verloren, er starb mit 19 Jahren nach einem schweren Autounfall. „Wir wollen uns zeigen, beraten und ungezwungen ins Gespräch kommen“, sagte Juliane Schößler vom Neuruppiner Hospiz. Mit dabei war ebenfalls „Der Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), den es seit 2016 in Brandenburg gibt. „Wir erfüllen Wünsche
von Palliativ-Patienten“, sagte Marcus Ludwig. Der 47-Jährige ist eigentlich Krankenpfleger, aber seit 2019 auch ehrenamtlicher Wünscheerfüller.
Mehr als 40 Patienten hat Ludwig bereits begleitet. „Die meisten wollen noch einmal an Sehnsuchtsorte wie die Ostsee oder in den
Harz.“ Auch aus Neuruppin gibt es demnach regelmäßig Wünsche. So wird bereits in den nächsten Tagen der Wünschebus mit einem Patienten in den Norden fahren – zur Ostsee.