3. Mai 2024, Freitagmittag auf dem Vorplatz der Wittstocker Heilig-Geist-Kirche:
Schülerinnen und Schüler des städtischen Gymnasiums singen Lieder, die fröhlich stimmen.
Ihre Chorleiterin ist die Lehrerin Sigrun Stahmleder, die sie mit rhythmischen Akkorden auf der Gitarre begleitet. Passanten bleiben stehen und drehen sich nach den in helles Blau gekleideten Sängerinnen und Sängern um, die auf ihren T-Shirts mit einem Zitat Friedrich Nietzsches „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ für den Chor werben. Mehrere Informationsstände machen auf die Möglichkeiten von Hospizarbeit und Palliative Care in der Prignitz und in Ostprignitz-Ruppin aufmerksam. Auch der „Wünschewagen“ vom ASB aus Potsdam ist vor Ort mit zwei Ehrenamtlichen, um die Möglichkeiten zur Erfüllung letzter
Wünsche vorzustellen. Für Kinder gibt es ein Bastel- und Spielangebot. Später wird Schulpfarrerin Ute Eisenack, plattütsch snackend, und mit ihrem Leierkasten für Unterhaltung sorgen. Im geöffneten Catharina-Dänicke-Haus wird zu Kaffee und Kuchen eingeladen und wer eine Zuhörerin oder einen Gesprächspartner sucht, kann sie oder ihn unter mehreren ehrenamtlichen Hospizmitarbeiterinnen – es sind in der Mehrzahl Frauen – finden. Auch ein Büchertisch der Havelländischen Buchhandelsgesellschaft mbH mit Literatur zum Thema Sterben und Tod, aber auch Trauer und Trost wird ehrenamtlich betreut von Regina Tobias, Gabriele Blaschek und Andrea Wolf.
- Hospiz bedeutet Gastfreundschaft, gastfreundlich zu sein gegenüber allen, die es brauchen. (Die Bibel betont, dass wer einen Fremden aufnimmt, Jesus aufgenommen habe. Mt. 25,35) Heute hat die Gastfreundschaft eine hohe Aktualität angesichts von Migration und Strömen von Flüchtenden weltweit.
- Der Mantel als Symbol in der Hospizarbeit (von lat. Pallium, bemäntelnd, meint lindernd). Der Mantel meint aber auch Schutz und Schild. Davon zeigte Andreas Heller Beispiele aus der Kunstgeschichte.
- HOSPEACE – als Friedensarbeit: In Frieden mit sich, im Frieden mit anderen, das einzelne Leben wertschätzen. Sich dem Einzelnen zuwenden ist Friedensarbeit. Darauf habe nicht zuletzt auch Elisabeth Kübler-Ross hingewiesen mit ihrer Arbeit über Kinderzeichnungen aus dem KZ Majdanek, wo sie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs eine Zeitlang freiwillig gearbeitet hatte.
- Kommunizieren als Prozess und als Prozess der Wiederholung - Fünf Schritte des hospizlich- palliativen Gesprächs: aufhören/ zuhören/ erzählen/ verstehen/ handeln/ nicht handeln.
- Ethisierung: Es gelte immer wieder aufs Neue, inne zu halten, die (Alltags-)Routine zu unterbrechen und zu differenzieren.
- Care/Caring. Andreas Heller zitiert Frank Ostaseski, einen amerikanischen Hospiz Pionier: „In jedem Menschen steckt die Leidenschaft und Weisheit, sich um einen anderen Menschen zu sorgen.“
- Vitalisierung. Es geht darum, gegenwärtig zu sein im Leben im Hier und Jetzt. Dazu gehöre auch, zu trauern, um zu leben. Denn das helfe, das eigene Leben radikaler zu leben. Nicht um sich selber kreisen, aber über das eigene Selbst hinausblicken und sich sorgend um andere zu zeigen, um andere Themen und Lebewesen helfe, lebendig zu bleiben.