Ein Beitrag von Andreas Vogel in der MAZ vom 25./ 26.11.2023.
Am Freitag wurde in der Wittstocker Allee der offizielle Grundstein für ein Palliativzentrum gelegt.
Neuruppin. In Neuruppin können künftig Menschen betreut werden, die wegen ihres Alters oder des fortgeschrittenen Stadiums einer unheilbaren Krankheit eine besondere Form der Fürsorge benötigen. Die Prignitz-Ruppiner Hospizgesellschaft hat dafür am Freitag in der Wittstocker Allee in Neuruppin den offiziellen Grundstein für ein Palliativzentrum gelegt.
In dem viergeschossigen Neubau am einstigen Fruchthof werden auf zwei Etagen zwölf Plätze für palliatives Wohnen sowie acht Plätze für eine Kurzzeitpflege entstehen, sagte Dieter Nürnberg von der PrignitzRuppiner Hospizgesellschaft. Demnach ist die Eröffnung des etwa 3,7 Millionen Euro teuren Neubaus für das erste Quartal 2025 geplant.
Bisher warten vieler dieser kranken Menschen auf einen Platz im Hospiz in Neuruppin, Oranienburg oder in Wittenberge – denn Möglichkeiten zum palliativen Wohnen, bei denen die Bewohner besonders betreut werden, gibt es deutschlandweit kaum. „Das ist etwas ganz
Besonderes“, sagt Dieter Nürnberg.
Deshalb wird das Projekt auch von mehreren Geldgebern gefördert, angefangen vom Bundesfamilienministerium, über den Pakt für Pflege bis hin zur Deutschen Fernsehlotterie. Die Lotterie unterstützt das Projekt in Neuruppin mit 300 000 Euro. Es lohne sich also, bei der Lotterie mitzumachen, sagt Dieter Nürnberg.
Das Palliativzentrum sei für die Fontanestadt wegweisend und habe in der Wittstocker Allee einen optimalen Standort, sagte Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle (SPD).
Zum einen sei die Innenstadt nicht weit, zum anderen befinden sich in der Nähe des nun entstehenden Neubaus gleich mehrere Pflegeeinrichtungen. Allerdings ist es mit dem Neubau nicht getan. Denn zu dem etwa 6000 Quadratmeter großen Grundstück gehört ebenfalls ein Klinkerbau, der aus dem Jahre 1878 stammt und unter Denkmalschutz steht.
Grund für den Schutzstatus ist, dass der Klinkerbau nicht allein einst zur Schönbeck’schen Brauerei gehörte und in den sieben Kellern vor allem Eis gelagert wurde, um im Sommer das Bier zu kühlen. Vielmehr missbrauchte die Sturmabteilung (SA) der Nazis die Keller in den 1930er Jahren als provisorisches Gefängnis sowie als Folterkammer.
Zu DDR-Zeiten dienten die Keller als Obstlager.
Die Hospizgesellschaft plant in dem Klinkerbau und einem der Eiskeller ein Kultur- und Schulungszentrum – und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule (MHB). Denn in einem dritten Schritt könnten auf dem Gelände mehr als ein Dutzend Mikro- Appartements für Studenten entstehen. „Das ist derzeit aber nur eine Grobplanung“, sagte Stephan Michelis von der Hospizgesellschaft. Klar ist indes, dass in dem Neubau auch ein ambulanter Pflegedienst einziehen kann sowie Beratungen zum palliativen Wohnen angeboten werden sollen. Zudem will die Prignitz-Ruppiner Hospizgesellschaft in den Büros einen Stützpunkt einrichten. Die gemeinnützige Gesellschaft wurde vor fünf Jahren gegründet.